"Gewaltfrei lernen"

Schüler stärken das Teamwork

Von Achim Graf, 14.03.12, 07:04h

"Gewaltfrei lernen" heißt das Trainingskonzept, das für die Schüler der 4c der Anton-Heinen-Schule an diesem Vormittag auf dem Programm steht. Mit Hilfe von Spezialisten eines gleichnamigen Vereins aus Pulheim wird an der gesamten Grundschule das Teamwork gestärkt.

"Stopp. Ich will das nicht" - was Cedrik und Serhat hier beim Training in der Anton-Heinen-Schule spielerisch üben, kann im Ernstfall größere Konflikte vermeiden.
(Foto: Graf)

BEDBURG - "Stopp, lass mich los. Ich will das nicht", sagt Cedrik sehr bestimmt. Dann dreht er sich geschickt aus Serhats Umklammerung und macht diesem mit einer abwehrenden Handbewegung klar, dass dieser ihn in Ruhe lassen soll. Warum beide hinterher dennoch herzlich lachen: Die beiden Schüler verstehen sich prima, das Ganze war nur eine Übung. Aber eine überaus wichtige.

"Gewaltfrei lernen" heißt das Trainingskonzept, das für die Schüler der 4c der Anton-Heinen-Schule an diesem Vormittag auf dem Programm steht. Mit Hilfe von Spezialisten eines gleichnamigen Vereins aus Pulheim wird an der gesamten Grundschule das Teamwork gestärkt und die Konfliktfähigkeit trainiert. Heute ist der letzte Tag - und die Kinder zeigen eindrucksvoll, was sie mittlerweile gelernt haben.

"Es geht um ein harmonisches Zusammenleben im Schulalltag", begründet Schulleiter Berthold Beerbaum das Engagement, für das die Schule Unterstützung von der Kreissparkasse, von RWE Power und der Unfallkasse bekam. Auch der Schulförderverein und die Eltern sind mit einem geringen Beitrag beteiligt. Diese seien in dem mehr als zwei Wochen dauernden Programm neben den Kolleginnen aus Schule und Offener Ganztagsschule ebenfalls ausgebildet worden, sagt Beerbaum. Alle mit ins Boot zu holen sei wichtig, bekräftigt Trainer Jan Spicher. "Damit wir eine gemeinsame Linie finden."

Diese Linie hat vor allem ein gestärktes Selbstbewusstsein der Kinder zum Ziel. Sie sollen spielerisch lernen, Konfliktsituationen frühzeitig abzuwenden - oder sich im Zweifel erfolgreich aus ihnen zu befreien. "Ich finde das gut", sagt Jan-Philip. Der Viertklässler weiß nun, was er machen soll, wenn mal ein Streit entsteht oder andere doofe Sachen sagen. "Ich gehe einfach weiter", sagt er, der festgestellt hat, "dass wir jetzt auch in der Klasse besser miteinander umgehen".

Über solch positive Rückmeldungen freut sich nicht nur Schulleiter Beerbaum. "Die Kinder sind bei den Griffen schon ziemlich sicher", hat Lehrerin Elke Posch beobachtet. Insgesamt glaubt sie die Schüler auf einem guten Weg. "Die machen super mit", lobt sie. "Vieles können sie nun schon selber regeln."

Dass Schimpfwörter abprallen sollen, "wie Regen an einer Elefantenhaut", das hat ihnen Trainer Jan Spicher bereits in der letzten Doppelstunde beigebracht. Insgesamt drei davon hat jede Klasse durchlaufen. Bei Berührungsspielen etwa wurde das richtige Maß an Nähe und Distanz eingeübt, in Konfliktübungen gezeigt, wie man am besten reagiert, wenn man von jemandem festgehalten oder beleidigt wird.

Cedrik und Serhat haben das gut demonstriert. Ruhig aber bestimmt sollen die Schüler auf so etwas reagieren. "Ich drehe mich weg und sehe stark dabei aus", sagt Sportwissenschaftler Spicher, der vor allem für die Jungs somit als cooles Vorbild taugt. Wenn aber gar nichts mehr hilft, sollen die Kinder sich nicht scheuen, die Aufsicht zu rufen. Petzen sei in diesem Fall überhaupt nichts Blödes, macht er klar.

Doch dazu soll es am besten gar nicht kommen. Wenn sie sich im Guten verbünden, können auch die Schüler alleine viel erreichen. Beim Spiel "Die Löwen kommen" lernen sie beispielsweise, dass Störenfriede keine Chance haben. Allerdings nur, wenn die anderen Tiere fest zusammenhalten.