Totenkopf-Schwärmer
Tagebuch unserer Zucht
Am 5.2.2013 legte in Neuß ein Totenkopf-Schwärmer-Weibchen seine Eier ab. Einige davon dürfen wir ausbrüten.
In der Nacht ist das 1. Räupchen ist geschlüpft.
Angelique hat ein Referat über den Totenkopf-Schwärmer gehalten. Wir wissen jetzt:
- Manche Menschen glauben, dass Totenkopf-Schwärmer Unglück bringen, wenn sie ins Haus geflogen kommen.
- Der Totenkopf-Schwärmer fliegt, wenn es ihm hier bei uns zu kalt wird, in den Süden.
- Das Weibchen legt seine Eier an Kartoffelpflanzen und anderen Nachtschatten-Gewächsen ab, weil die Raupen sich hauptsächlich davon ernähren.
- Bei uns ist der Totenkopf-Schwärmer sehr selten geworden, weil er als Schädling gekämpft wurde.
Im Moment wachsen keine Kartoffel-Pflanzen. Darum füttern wir unsere Raupen mit Liguster. Den mögen sie auch, wie ihr an den Fraß-Spuren erkennen könnt.
Diese Raupe hat sich heute zum 1. Mal gehäutet.
Was passiert denn jetzt? Die Raupe hat sich rumgedreht und frisst ihre alte Raupenhaut auf. Guten Appetit!
Unsere Raupe hat sich zum 2. Mal gehäutet.
Ihr 3. Leben beginnt die Raupe damit, dass sie ihre alte Raupenhaut auffrisst, allerdings nur die weiche Haut des Körpers.
Die harte Haut des Kopfes
und die des Stachels lässt sie liegen.
Zwei Wochen ist unsere Raupe jetzt alt
und schon so groß.
Seit Stunden sitzt die Raupe jetzt schon bewegungslos auf ihrem Blatt. Wir wissen, was das bedeutet: Sie bereitet sich auf die nächste Häutung vor. Wir sind gespannt, wie sie danach aussehen wird.
Nach ihrer 3. Häutung beginnt unsere Raupe jetzt ihr 4. Leben. Experten sagen auch: Sie ist eine L4-Raupe.
Dieses Mal hat die Raupe ihre alte Haut nicht aufgefressen. Sie hat sie nicht einmal angeknabbert.
Schon wieder ist ein Raupenleben zu Ende
und das nächste beginnt.
2. Größenvergleich mit einem Streichholz
Mit dieser Häutung beginnt das letzte Leben unseres Totenkopfschwärmers als Raupe.
Die leere Raupenhaut sieht gespenstisch aus.
Ein Blick von der anderen Seite: Aus dieser Öffnung hat die Raupe ihre Haut verlassen.
Unsere Raupe frisst nicht mehr.
Ob sie ihr Raupenleben jetzt beenden möchte?
Bisher saß unsere Raupe immer friedlich zwischen ihren Ligusterblättern und fraß und fraß und fraß.
Heute ist sie ganz unruhig. Sie verlässt ihr Futter und rennt scheinbar ziellos durch die Gegend.
Dabei führt sie richtige Kunststücke auf.
Wir wissen: Wenn Schwärmer-Raupen sich so verhalten, sind sie auf der Suche nach einem Platz,
an dem sie sich verpuppen können.
In der Natur würden die Raupen sich jetzt in die Erde einbuddeln. Wir möchten aber nicht, dass unsere
Raupe sich in Erde einbuddelt, weil wir dann nicht mehr beobachten können, was mit ihr geschieht. Was tun?
Die Lösung ist ganz einfach:
Wir füllen eine Heimchendose locker mit dünnem, weichem Papier. Darauf legen wir unsere Raupe. Den Deckel müssen wir natürlich schließen, denn sonst würde unsere Raupe mit Sicherheit weglaufen.
Es dauert nicht lange, da ist unsere Raupe in dem Papier verschwunden, ...
... um kurze Zeit später an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen, ...
... und wieder zu verschwinden.
Wie lange wird die Suche nach einem geeigneten Platz wohl dauern?
24 Stunden später wandert die Raupe immer noch durch ihre Heimchendose, allerdings nicht mehr so schnell. Außerdem hat sie eine etwas andere Farbe bekommen.
Endlich hat unsere Raupe einen Platz zum Verpuppen gefunden. Ganz ruhig liegt sie in ihrer Kuhle. Ihre letzte gründliche Darmentleerung hat sie auch schon hinter sich. Weil das nicht so schön aussieht, bauen wir ihr ein sauberes "Nest" ...
... und legen sie vorsichtig hinein.
Natürlich decken wir sie auch noch zu.
In der Natur würde unsere Raupe jetzt in einer Kuhle der Erde liegen.
Neugierig hebt Merle die Decke hoch. Unsere Raupe ist kaum wiederzuerkennen. Sie sieht fast wie eine Puppe aus.
Unsere Raupe hat sich verpuppt!
Noch ist die Puppe sehr weich und empfindlich. Wir dürfen sie auf gar keinen Fall anfassen. Am hinteren Ende der Puppe seht ihr die Raupenhaut, aus der die Puppe geschlüpft ist.
Die Puppe ist dunkler geworden und schon etwas fester. Frau Fett nimmt sie vorsichtig auf ihre Hand, damit wir sie
uns genauer ansehen können.
Die Puppe liegt auf dem Rücken. Durch die dünne Puppenhaut erkennen wir die Fühler und die Flügel. Sie liegen
auf dem Bauch der Puppe.
Jetzt liegt die Puppe auf dem Bauch. Auch hier erkennen wir wieder die Flügel, aber auch links den Kopf.
Heute dürfen wir die Puppe einmal auf die Hand nehmen.
Arianit passt sehr gut auf, denn die Puppe schlägt ständig mit ihrem hinteren Ende um sich.
Bei Sarah bleibt die Puppe ganz ruhig auf der Hand liegen. Sarah ist erstaunt: "Die Puppe ist ja ganz weich und nicht so hart, wie sie aussieht."
Endlich!
Unser Falter hat seine Puppenhülle verlassen.
Seine Flügel sind noch ganz klein. Hier, am Deckel des Faunariums, können sie sich in Ruhe entfalten.
Der Falter fühlt sich gestört. Er nimmt eine drohende Haltung an und zischt dabei so laut, dass es auch die Kinder gut hören können, die ganz hinten in der Klasse sitzen.
In der Natur stechen die Totenkopfschwärmer mit ihrem kurzen, dicken Rüssel die Honigzellen von Bienen an um den Honig zu trinken. Da wir keine Bienenwaben haben, geben wir etwas Honig in einen Flaschendeckel und füttern den Falter damit.
Arianit möchte gerne wissen: "Ist unser Falter ein Männchen oder ein Weibchen?" Frau Fett glaubt, dass es ein Männchen ist, weil es einen ziemlich schlanken Körper hat.
Einige Kinder möchten den Totenkopfschwärmer gerne einmal auf die Hand nehmen.
Marcel macht den Anfang.
Dann wandert der Falter von Hand zu Hand:
Langsam wird der Falter unruhig. Merle sagt: "Er zittert so!"
Plötzlich geschieht es: Der Totenkopf-Schwärmer hebt ab und fliegt in einem irren Tempo auf das Fenster zu, direkt an Anastasias Kopf vorbei. Anastasia bekommt einen riesigen Schreck und springt von ihrem Platz auf. Der Falter aber bleibt ganz ruhig auf der Fensterbank sitzen und lässt sich wieder einfangen.
Nach diesem Flug verstehen wir, warum manche Menschen früher glaubten: "Ein Totenkopf-Schwärmer, der ins Haus geflogen kommt, bringt Unglück!"
Frau Fett hat unseren Schwärmer mit nach Hause genommen, weil wir 4 Tage schulfrei haben. Sie setzt den Falter zu einem anderen Totenkopfschwärmer, den sie für ein Weibchen hält, ins Faunarium.
Am späten Abend paaren sich die beiden Schwärmer.
Am Morgen findet Frau Fett neben dem "Honigtopf" schon die ersten Eier.
Heute erreichte uns folgende Mail:
Liebe Frau Fett,
vielen herzlichen Dank für Ihre tolle Tagebuch-Berichterstattung über den Zuchtversuch mit dem Totenkopfschwärmer. Ich habe diesen Bericht zufällig bei meiner Recherche über den Totenkopfschwärmer im Internet gefunden.
Ich bin Imkerin und fand vor kurzem dieses verhältnismäßig große, von meinen Bienen getötete Insekt im Bienenkasten:
Inzwischen scheint es identifiziert zu sein: Prof. Ahlert Schmidt, einer meiner Imkerkollegen aus dem IV-Springe sowie Herr Dr. Werner von der Ohe, Leiter des Bieneninstitutes in Celle, sind beide der Meinung, es könne sich hier um einen Totenkopfschwärmer handeln...
Ich finde es überaus interessant, dass es solche riesigen Insekten hier bei uns gibt und würde ihn zu gerne einmal lebend sehen.
Meinen Sie, dass es irgendwie möglich wäre, dass Sie mir ein paar Ihrer Totenkopf-Schwärmer-Eier
überlassen könnten (evtl. gut verpackt per Post zusenden?), damit ich diesen Zuchtversuch auch durchführen könnte?
Vielleicht könnte ich Ihnen zum Tausch meinen Honig anbieten, damit Sie mit Ihrer Klasse, die diesen Versuch so
gelungen protokolliert hat, ein gemeinsames Klassenfrühstück machen könnten. :-)
Viele Grüße, auch an Ihre Schulklasse,
sendet Ihnen
Raphaela Nickel